Unser Fazit aus 25 Jahren Erfahrung mit medizinisch-wissenschaftlichen Texten lautet, dass der Weg zu guten Resultaten in der überwältigenden Mehrzahl aller Fälle nur darin bestehen kann, dass man die Spanne der substanzorientiert-sprachlichen Bearbeitung vollständig ausschöpft und darüber hinaus noch ein Stück weit in den Bereich der strukturellen Bearbeitung vordringt.
Aus vielen Gesprächen in der Vergangenheit wissen wir, dass Übersetzer tendenziell ungern mit dieser Textsorte arbeiten und dies mit den »schlecht geschriebenen« Vorlagen begründen. Nach unserer Überzeugung ist dieser pauschale Eindruck eine direkte Folge von Komplexitäten, die sich häufig nicht spontan erschließen, sondern latent unter der Textoberfläche verborgen liegen.
Dieser erschwerende Umstand hat mindestens noch zwei weitere bedeutsame Konsequenzen: Zum einen wird der notwendige Bearbeitungsumfang häufig erst mit der Arbeit am Text deutlich und ist somit a priori nicht immer gut einschätzbar, was die Zeitplanung erschwert.
Zum anderen erlebt man Auftraggeber mit resignativer Grundhaltung, die sinnvolle Ansprüche an eine sprachliche Bearbeitung gar nicht erst stellen. Dies kann so weit gehen, dass gute Arbeit eine gewisse Abwehrhaltung oder gar erschrockene Reaktionen auf sich zieht.